Fahrradweg auf stillgelegtem Gleis

Bahntrasse Alzey

03. März 2023 | Die Grünen blockieren den Ausbau eines Radweges auf dem stillgelegtem Gleis vom Alzeyer Hauptbahnhof zum Industriegebiet, schreibt Peter-Pascal Portz in der Allgemeinen Zeitung Alzey vom 9. Februar.

Wie ein Gutachten zeigte, wird der Lebensraum von vielen Tieren durch dieses Vorhaben vernichtet. Naturschutz in Zeiten des Klimawandels und des Artensterbens ist wichtiger denn je. Wir können uns nicht leisten, unseren Lebensraum unbedacht zu destabilisieren. Wir sind uns einig, dass Lebensräume asphaltieren ohne Umsiedelung nicht in Frage kommt. Wir solidarisieren uns mit den Grünen in dem Ziel, das Naturschutzgebiet zu schützen.

    Der Nutzen des Wegs

    Okay, aber ist es nicht notwendig die Radinfrastruktur auszubauen? Schließlich soll mit dem Fahrradweg das Industriegebiet schnell und sicher angebunden werden. Auch Touristen würden durch die Anbindung zum Selztalradweg profitieren.

    Klingt erstmal sehr gut, doch wir bezweifeln dass der Nutzen hoch ist. Um vom Bahnhof auf den Weg zu kommen muss zuerst der Weg zum Bahnhof überwunden werden. Dafür wären sichere Radwege von der Innenstadt und den Wohngebieten wichtig. Leider ist das nicht gegeben. Über die Bahn können auch Menschen anreisen, aber Fahrräder in der Bahn mitzunehmen kann beschwerlich werden und ist nicht für größere Menschenmengen realisierbar.

    Die Route ist am Rand von Alzey geplant. Ein Ort ohne Geschäfte und ohne Anwohner. Zwischen Industrieanlagen und Autobahn. Für uns steht fest: Kaum ein Anwohner wird von diesem Radweg profitieren.

    Selbst wenn der Radweg genutzt werden sollte, steht zuvor eine unsichere und beschwerliche Strecke zum Bahnhof an. Die Strecke wird damit nicht sicherer und von den meisten Orten auch nicht schneller.

    Der geplante Fahrradweg verfehlt also seine Ziele vollkommen.

    Der touristische Nutzen des Weges ist auch fragwürdig. Auf das Land fahren, um sich die Autobahn und die Industrie anschauen? Das klingt doch bezaubernd. Reizvoll sind auch die wundervollen Innenstädte, mit den kleinen Läden. Leider kommt man nicht in Alzey vorbei, denn der sichere Radweg führt ja dran vorbei.

    Gleichberechtigter Verkehr?

    Das vorliegende und von den Grünen und uns abgelehnte Konzept zeigt uns deutlich, dass das Fahrrad immer noch als minderwertiges Verkehrsmittel behandelt wird. Ohne sinnvolle Anbindungen und sichere Straßen, wo Menschen wohnen, wird das Fahrrad weiterhin unattraktiv bleiben.

    Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz hat das Ziel Benachteiligung zu verhindern. Wenn ein Laden beispielsweise Barrierefreiheit bietet, so darf dies auch nicht durch den Hintereingang sein. Dieser Radweg ist der faule Versuch das "Problem" - Fahrrad - nicht durch den Vordereingang zu lassen. Autos haben Straßen durch den Alzeyer Kern und selbst Bürgersteige werden inzwischen zugeparkt.

    Das Fahrrad hat das Recht nicht auf das Abstellgleis geschoben zu werden. Wenn Fahrradinfrastruktur ausgebaut werden soll, dann auch dort, wo sie gebraucht wird. NW

    Quellen